In der grünen Gruppe haben wir ein Körbchen mit verschiedenen Bürsten, einem Igelball und einem Kleisterpinsel darin, das unscheinbar am Bilderbuchregal steht. Oft bleibt es unbeachtet, aber wenn es einem Kind ins Auge fällt, bildet sich vor der Bilderbuchecke eine Schlange von Kindern, die alle massiert werden möchten. Einige Kinder sehen und hören zu, andere melden sich zur Massage an und gehen dann spielen, bis sie dran sind. Die Hälfte unserer Kinder wollen regelmäßig massiert werden, andere kommen gelegentlich, manche einmal oder nie.
Unser Massagekörbchen ist nach und nach ein Ritual in unserer Gruppe geworden. Ein Gegenstand nach dem anderen kam dazu, mit der Zeit wurde jedem ein bekanntes Kinderlied zugeordnet. Jedes Kind darf sich bis zu drei Gegenstände aussuchen. Durch die Lieder werden die Einheiten zeitlich eingegrenzt und die Kinder können über den Liedtext Bilder in ihrer Vorstellung erzeugen und diese mit den Berührungen verbinden.
Die Kinder wissen: Wenn massiert wird, wird nicht auf der Sitzecke herumgekrabbelt und das massierte Kind wird nicht berührt. Es befindet sich in einem geschützten Raum. Diese drei Lieder lang dreht sich alles um dieses Kind.
Beim Lied "Wer will fleißige Handwerker sehn" frage ich zu Beginn, in welcher Farbe ich das Kind "anstreichen" soll und baue den Namen des Kindes ein. Der eigene Name im Lied zaubert jedem Kind ein Lächeln ins Gesicht.
Die Gegenstände aus dem Körbchen und ihre Lieder:
Kleisterpinsel (streichen): "Wer will fleißige Handwerker sehn - Malerstrophe"
chirurgische Handwaschbürste (striegeln): "Hopp, hopp, hopp, Pferdchen, lauf Galopp"
Geschirrbürste (stempeln): "Leuchte, leuchte, kleiner Stern"
Kleine Rundbürste (stempeln): "ABC, die Katze lief im Schnee"
Igelball (rollen): "Imse wimse Spinne/Itsy Bitsy Spider"
Prinzipien:
+ Es geht um das Kind: Nicht jedes Kind möchte massiert werden, die, die es wollen, kennen das "Menü" und suchen sich daraus etwas aus, dürfen mitgestalten und ihre Grenzen setzen.
+ Es geht um das Ritual: Es bleibt "immer" gleich und verändert sich doch unmerklich so, wie es die Kinder brauchen.
+ Es geht um die Interaktion mit dem Erwachsenen: Die Bürste streichelt den Körper, die ungeteilte Aufmerksamkeit des Erwachsenen streichelt die Seele.
Impulsfragen:
Wie findet Entspannung bei uns Zuhause statt?
Wird mein Kind gerne massiert, oder braucht es andere Reize?
Kann mein Kind sich abgrenzen und sagen, wenn es etwas nicht möchte?
Tipp:
Wenn aus einer Massage bei drucksensiblen Kindern schnell eine Kitzeleinheit wird, den Druck sanft erhöhen, bis es nicht mehr kitzelt.
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